Hi, hast Du Lust, die 60 Seemeilen von Berlin mitzufahren? So die Frage von Nikos vor ein paar Tagen. Äh, ja – schon aber … eigentlich keine Zeit … aber Bock hätte ich schon, also – "ja!" Ein paar Tage später stehe ich auf dem Steg vom PYC, wo Rainulf und Nikos mich mit dem "Krokodil" einsammeln. Das "Krokodil" ist ein grünes IF-Boot, das mit der Segelnummer 4711 keinen Hehl aus seiner Kölner Vergangenheit macht. Kaum an Bord, setzen wir Segel, verstauen den Motor und schon kommen die ersten Signale der Wettfahrtleitung. Dank des Yardsticks unseres "Krokodils" sind wir aber in der zweiten Startgruppe, so haben wir einen Moment länger, um uns vorzubereiten. Klar ist, der Start geht über links. Die Linie liegt ziemlich schief und die Beobachtungen des ersten Starts lassen auch keinen Zweifel mehr an dieser Tatsache. So bemühen auch wir uns, einen "Platz an der Sonne" auf der linken Seite zu ergattern.

Leider müssen wir eingestehen, dass zehn Minuten zum Einsegeln einer neu zusammen gestellten Crew auf einem fremden Schiff knapp bemessen sind. So birgt unser Startverhalten Potential für Verbesserungen. Aber egal, raus auf die linke Seite, 60 Seemeilen sind ja lang. Die erste Wende kommt dann auch etwas früh und so mühen wir uns noch etwas zur ersten Tonne.
Danach spielt Rainulf aber seine jahrzehntelange Erfahrung an der Pinne aus. Mit ruhiger Hand führt er das Schiff uns lässt es richtig laufen. Raus aus dem Wannsee und dann Richtung Norden zur Tonne am Weinmeisterhorn. Unterwegs schläft der Wind dann teilweise ganz ein. Und so zieht sich diese erste Runde doch ziemlich. Dazu die kleinen Böenfelder – sie mischen das Feld wild durcheinander. Mal hier, mal da geht ein bisschen was. Dabei ist die Welt mal voll ungerecht und mal kann man den anderen zeigen, wie gut man eigentlich ist. Tja, wer kennt das nicht … Aber irgendwann setzt dann langsam der Wind wieder ein. Als wir wieder in den Wannsee einbiegen, läuft das Boot schon wieder gut. Hinter uns im Westen zeigt sich ein wunderschöner Abendhimmel – was für ein Geschenk! Bilder wie diese muss man sacken lassen.

Inzwischen ist Hauke (die treibende Kraft dieser Aktion) auch schon auf dem Weg zu uns. Kurz nach der Rundung der Tonne vor dem PYC wird er dann auch von einem Motorboot bei uns an Bord abgesetzt und Rainulf verlässt uns dafür. So segeln wir mit neuem Steuermann in die Nacht. Langsam fuchsen wir uns weiter ein, beginnen mit den Stärken unserer alten Damen zu punkten. Knüppeln auf der Kreuz mag sie nicht, also laufen lassen. Wir genießen die Ruhe. Beständig ziehen wir unsere Bahnen. Irgendwann übergibt Hauke dann die Pinne an mich. Was für eine Umstellung. Mein Contender steuert doch anders als dieser Langkieler. Da muss man sich dran gewöhnen.

So segeln wir weiter Richtung Morgen. Im Süden beginnen sich derweil die Wolken aufzutürmen. Heftige Blitze durchzucken den Himmel. Während wir beginnen zu planen, wie mit dem deutlich auffrischenden Wind umzugehen ist, kürzt die Wettfahrtleitung das Rennen für uns nach 5 von 7 Runden ab. Eine gute Entscheidung! Auch wenn das Gewitter am Ende gar nicht bei uns durchgezogen ist. So gehen wir gegen kurz nach 4:00 Uhr durchs Ziel und werden berechnet zweites Boot unserer Gruppe (und auch in der Wertung der alten Damen über 40 belegen wir diesen Platz). Es war eine wirkliche schöne Regatta, von daher vielen Dank an meine Crew (Hauke, Rainulf & Nikos), an Markus, der uns das Boot geliehen hat, an den PYC für die Ausrichtung dieser schönen Veranstaltung und alle teilnehmenden Crews für diesen schönen Wettkampf! Ich hoffe, ich kann nächstes Jahr wieder mit Euch allen zusammen diese tolle Veranstaltung bestreiten!

Andreas Voigt
IF GER-4711

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