Rundschreiben herausgesucht. Überlegungen und Tipps die dem IF-Boot Flügel verleihen.
rundschreiben I/88 |
Notbremse Haben Sie schon mal auf einem Kreuzschlag, bei einem Mitwind-Anlegemanöver oder weil ein Hindernis viel zu schnell näher kam, nach dem Griff für die Notbremse auf dem IF-Boot gesucht und nicht gefunden? Für derartige Notlagen sollten Sie die nachstehenden Ratschläge, die uns Kamerad Günter Hofmann 1980 zur Verfügung gestellt hat, gut durchlesen. Dann finden Sie den "Griff" zwar auch nicht, bekommen aber Ihr Schiff schneller in den Griff, als Sie gedacht haben. Die Schiffsform und das Gewicht des IF-Bootes sind von großem Einfluß auf dessen Manövrierfähigkeit. Um auch in Grenzsituationen das Boot einwandfrei zu beherrschen, bedarf es der Kennntnis seiner Eigenschaften, sowie des mehrfachen Übens der Manöver. Jeder wird schnell merken, daß das IF-Boot als Langkieler nicht so wendig ist wie eine Jolle. Lebhafte Innenbewegungen und scharfes Ruderlegen bremsen die Fahrt des Bootes. Es verlangt nach langsamen, wohldosierten Ruderbewegungen, um bei Manövern so wenig wie möglich Fahrt zu verlieren. Andererseits gibt es z.B. an der Tonne oder beim Anlegemanöver Situationen, die ein sehr starkes Ruderlegen erfordern. Hierzu muß man die Pinne so hochklappen, daß sie über das Achterstag geführt werden kann, da das Achterstag sonst den Rudereinschlag einschränkt. Eine der unangenehmsten Situationen ist jedoch die, wenn man auf beengtem Raum zuviel Fahrt im Schiff hat. Hier benötigt man jetzt die Notbremse. Der lange Lateralplan des IF-Bootes bietet uns die eine Möglichkeit die über 2 Tonnen relativ stark abzubremsen. Als erstes muß natürlich das Segel soweit gefiert werden, daß es killt und keinen Antrieb mehr liefert. Der Steuermann legt jetzt das Ruder relativ scharf nach einer Seite. Wenn das Boot eine ausreichende Drehgeschwindigkeit erreicht hat, legt er das Ruder scharf nach der entgegengesetzten Seite. Das Boot wird aufgrund der Trägheit seiner großen Masse die begonnene Drehbewegung noch einen Augenblick fortsetzten, während das nach der anderen Seite eingeschlagene Ruder die Fahrt des Bootes stark abbremst. Sie werden erstaunt sein, wie gut Sie nach ein wenig Übung Ihr Boot abbremsen können. Wenn diese Notbremse allerdings bei einem Manöver in der Regatta angewendet werden muß, werden Sie auch erstaunt sein, wie lange Sie brauchen, um Ihr Boot endlich wieder in Fahrt zu bringen. Das sollte Ihnen auch Warnung sein, daß Sie Ihr Boot durch unbedachte oder unnötige Ruderbewegungen stark bremsen können, wenn es gar nicht Ihre Absicht ist ! |
rundschreiben II/88 |
Im Winter 1988 fanden zwei IF-Boot Segler-Treffen statt, an denen die Kameraden Kurt Schwenk und Udo Büttgen Vorträge über das Trimmen von Regatta Schiffen gehalten haben. Auszüge aus diesen Vorträgen wurden in den Rundschreiben veröffentlicht. Vorweg etwas Allgemeines: Es gibt kein einheitliches Rezept mit dem jeder Segler sein Schiff nach vorne bringen kann. Vielmehr muß jeder den Trimm seines Bootes seinem eignen Fahrstil anpassen. Das verlangt nicht nur Fingerspitzengefühl sondern auch Regattaerfahrung. Bevor wir nun zu den Feinheiten kommen, die wie gesagt keine Patentrezepte sondern nur Denkanstöße sein können, ein paar Grundlagen und allgemeingültige Dinge. Masttrimm - Grundeinstellung A) Der Mast muß in Querrichtung genau senkrecht stehen: A.1) Unterwanten und Achterstag völlig lösen (klappern). Der Mast wird jetzt nur vom Vorstag und den Oberwanten gehalten. Während der Grundeinstellung soll der Mast keine Kurve haben. A.2) Oberwanten auf leichte Spannung bringen. A.3) Das festgelegte Großfall mit einem Gewicht (z.B. kleiner Anker) beschweren und ohne Zugkraft über den BB- und StB- Süllrand am Wantenansatz führen und dabei die Distanz zum Deck messen. Nachtrag zu A.3) A.4) Oberwantenspanner solange verstellen, bis Distanz an BB un StB gleich groß ist. Die Länge der Wanten und eventuell unterschiedlich lang ausgedehnter Wantenspanner ist jetzt an BB un StB gleich - der Mast steht absolut senkrecht über dem Deck. A.5) Da die Wanten geringe Längendifferenzen aufweisen können, sollte man jetzt ein für alle Mal BB- und StB- Wante als solche kennzeichnen und in einer Trimmkladde die so eingestellte Länge der Oberwantenspanner (Schiebelehre genau messen) festhalten. Eine eventuell vorhandene Differenz zwischen diesen beiden Maßen muß nun bei jeder weiteren Trimmveränderung mittels der Oberwantenspanner gleich bleiben. Fehler die hierbei gemacht werden sind meist verantwortlich für die sogenannte Schokoladenseite eines Schiffes. B) Erst jetzt wird der Mastfall in Längsrichtung eingestellt: B.1) Schiff durch Gewichtstrimmung so austarieren, daß der Wasserpaß parallel zur Wasseroberfläche liegt (Vom Steg oder von Land aus beobachten lassen). Diese Optimalschwimmlage sollte das Schiff auch haben, wenn sich die gesamte Mannschaft an der Kreuz auf ihrem Arbeitsplatz befindet. Also auch gleich in der Trimmkladde vermerken, wo Anker oder Bierballast usw. zur Erlangung dieser Schwimmlage verstaut sein müssen. B.2) Großfall mit Gewicht (dient als Lot auf den Großbaum) beschweren. Gemessen wird bei Optimalschwimmlage die Distanz von Achterkante Mast bis zum Großfall-Lot auf den Großbaum. Diese Distanz soll 15 cm und 25 cm liegen. B.3) Mast zu klein (weniger als 15 cm) erst Vorstag lösen, dann Oberwanten gleichmäßig nachziehen. Hierbei muß die unter A.5 ermittelte Differenz der Spannerlänge BB zu StB erhalten bleiben und der Mast darf nicht durch zu scharfes Anziehen der Wanten gekrümmt werden. Unterwanten und Achterstag müssen klappern. Danach erneut das Lot auf den Großbaum kontrollieren. B.4) Die Auswirkungen: Durch Veränderung des Mastfalls ändert sich die Lage des Segelschwerpunktes. Dabei gilt folgendes Faustregel: Mehr Mastfall, Schiff wird luvgieriger, weniger Mastfall, Schiff wird weniger luvgierig. Es verändern sich aber auch die Holepunkte für die Genuaschot und die Stellung der Segelprofile von Genua und Großsegel zueinander, so daß die optimale Distanz zwischen Mastachterkante und dem Lot auf den Großbaum schon von einem Segelschnitt zum anderen unterschiedlich sein kann. Hier ist deshalb der feinfühlige Steuermann gefragt, der mit viel Fingerspitzengefühl den Ruderdruck beurteilt und geduldig von Wettfahrt zu Wettfahrt ausprobiert, wie es für ihn und sein Schiff am besten läuft - wie schon gesagt, es gibt kein Patentrezept. B.5) Zitat:<<Aus der gesamtem Segelfläche ergibt sich ein geometrischer Druckpunkt und aus dem Lateralplan der abdrifthindernder Druckpunkt. Würden beide Punkte senkrecht übereinanderliegen, würde sich dann nicht Winddruck (Querkraft) und Lateralwiderstand wunderbar ausgleichen? Nein, im Gegenteil, sie würden eine starke Luvgierigkeit erzeugen, denn beim Segeln am Wind ist die Querkraft erheblich größer als der Vortrieb, nämlich meistens 2 1/2 bis 3 mal so groß. Aber auch der Vortrieb wirkt auf die Luvgierigkeit, da er weit außerhalb der Bootsmittellinie angreift. Der ihm gegenüberstehende Widerstand im Wasser wirkt wie ein Hebel und erzeugt wieder Luvgierigkeit. Dadurch wirkt der Wind, als ob ein Schlepper das Boot an einer Leine schleppt, die außen am Want des Bootes befestigt ist. Nun wirkt die Querkraft, die ja wie der Vortrieb im Segelpunkt angreift, dieser durch den Vortrieb hervorgerufenen Luvgierigkeit entgegen. Würden jetzt beide Schwerpunkte senkrecht übereinander stehen, so hätte die Querkraft keine Wirkung; das Schiff wäre also luvgierig. C) Die Unterwanten. C.1) Sind diese Grundeinstellungen erledigt, wird das Vorstag fester angespannt bis der Mast eine kleine Vorkrümmung erhält. Die Tiefe dieser Krümmung sollte ca. 5 cm betragen und kann nur mit dem Augenmaß abgeschätzt werden, in dem man das Großfall an der Mastkeep entlang spannt. C.2) Die Unterwanten regulieren diese Vorkrümmung und auch die später beim harten Durchsetzen des Fockfalls vertiefende Mastkrümmung, in dem sie beim Anziehen der Unterwantenspanner den Mast in Höhe der Salinge nach achtern festhalten. |
rundschreiben III/88 |
C.3) Wie in C.1 und C.2 beschrieben, soll der Mast eine Vorkrümmung haben. Diese Vorkrümmung von max. 5 cm Tiefe bei losen Unterwanten, wird bei unterschiedlichen Vorliek/Vorstag Systemen (Vorsegel an Stagreitern, Rollfock mit/ohne Profilvorstag) auf unterschiedliche Weise erzeugt und kann auch während der Wettfahrt mit dem Fockfall bzw. Vorstagspanner, bei Rollfock mit Profilvorstag verändert werden. Ab Windstärke 5 Bf sollte die max. Vorkrümmung jedoch erreicht sein. C.4) Die Unterwanten müssen unter Umständen auch während einer Wettfart verstellt werden. Es empfiehlt sich deshalb Wantenspanner mit Schnellspannvorrichtung zu verwenden. Ich selbst fahre solche Wantenspanner an allen Wanten und am Vorstag. Gegen unbeabsichtigtes Öffnen z.B. durch eine hängenbleibende Fockschot, werden diese Spanner nur mit einem übergestülpten kurzen Kunststoffrohr gesichert. C.5) Unterwantenspannung: Anmerkung: Ein Nachteil des 7/8 Riggs ist, dass bei zu losen Unterwanten das Vorstag nicht mehr hart durchgesetzt werden kann. Das Achterstag krümmt zwar den Mast, bringt aber nicht mehr den entscheidenen Druck ins Vorstag. Damit wird der Durchhang des Vorlieks größer und die Genua bauchig. Die Kontolle des Vorlieks ist aber bei viel Wind extrem wichtig. Hier sollten die Möglichkeiten geprüft werden, das Großsegel nur durch Unterliekstrecker, Cunningham, Schotzug und Traveller flach zu trimmen, und so der Krängung und Luvgierigkeit entgegenzuwirken. D) Trimmung der Segel D.1) Der einmal eingestellte und tabellarisch festgehaltene Grundtrimm sollte nicht vorschnell wieder verlassen werden, auch dann nicht wenn man Anfangs ein ungutes Gefühl hat. Die gröbsten Trimmfehler werden meist beim Einstellen des Fockholepunktes, zu stark dichtgeholte Fock- und Großschot oder zu seltener Gebrauch des Travellers gemacht. Um den Ruderdruck seines Grundtrimms beurteilen zu können, darf das Boot nicht übermäßig hart an den Wind gebracht werden. Man sollte deshalb erst mehrere Male bei unterschiedlichen Windstärken außerhalb von Wettfahrten, aber mit seinen Sonntags(Regatta)-Segeln, das Verhalten des Bootes an der Kreuz ausprobieren. Hierbei sollte man verstärkt auf folgendes achten: Hoch am Wind-Kurs D.2) Genua. D.3) Großsegel. |
rundschreiben IV/88 |
E) Spinnaker-Kurse. Das Segeln mit Spinnaker, insbesondere die entsprechenden Mannöver auf Wettfahrten, flößen vielen Seglern großen Respekt ein. Zu Unrecht wie ich meine, denn gewußt wie, läßt sich das Schiff auf dem Vorwindkurs mit Spi leichter auf Kurs halten, weil der Druck im Großsegel auf der einen durch den Druck im Spi auf der anderen Seite ausgeglichen wird. Selbst in der Ostseewelle bei guten 6 Bf ist es mir nur einmal auf einem mehreren Stunden andauerden Spi-Kurs passiert, daß ich die Leeschot des Spis voll auffieren mußte, um ein zu starkes Anluven des Schiffes zu vermeiden. E.1) Die Manöver. E.2) Die Spi-Schoten sollten gegen ein Durchrauschen durch die Umlenkblöcke mit einem Achtknoten gesichert sein, weil ein Spi, der waagerecht vom Masttop ausweht, nicht mehr geborgen werden kann. Man kann ihn nur noch über Bord gehen lassen, in dem man das Spi-Fall ausrauschen läßt. Klemmt dabei das Fall im Mast, geht das Ding nie mehr runter (Fliegender Holländer Effekt). Kommt das Schiff dabei auf Halbwind-Kurs, wird es wegen des hochliegenden Kraftansatzpunktes bei jeder Boe flach aufs Wasser gezogen. Viele vertreten hinsichtlich der Achtknoten in den Spi-Schoten andere Ansichten. Aber es gibt nur diese Möglichkeit den o.g. Gefahren aus dem Weg zu gehen. Die Spi-Schoten müssen dazu aber lang genug sein, damit im Notfall die Lee-Schot, und nur diese, soweit aufgefiert werden kann, daß das Lee-Schothorn des Spinnakers voll ausweht und somit der Druck einer starken Boe entweichen kann. E.3) Während des Segelns unter Spi sollte das Vorsegel geborgen sein (einrollen oder an Deck legen), weil es auf fast allen Kursen zwischen Vorwind bis max. Höhe unter Spi den Wind abdeckt, bzw. die Windströmung zwischen Spi und Großsegel erheblich stört. Der Spi würde dabei sehr unruhig stehen, schwer zu kontrollieren sein, die Windströmung an der Leeseite des Spinnakers würde abreißen und das Segel würde keinen max. Vortrieb bringen. Ausnahmen dieser Regel ergeben sich nur, wenn anstelle der Genua die Normal-Fock oder ein noch kleineres Vorsegel gefahren wird und bei Kursen um Halbwind ausreichende aber nicht zu hohe Windgeschwindigkeiten vorherrschen. Der Vortrieb kann jedoch auch hier nur sehr schwer und geringfügig maximiert werden. Anmerkung: Bei Kursen halber Wind und spitzer, verhält sich ein Spi ähnlich wie eine Genua. Ein besonderer Blick ist dabei auf das Luvliek zu werfen, weil hier die Einstellung in einem besonders breitem Bereich erfolgen kann. Mit Hilfe von Aufholer und Niederholer wird der Spibaum nach oben oder unten getrimmt. Ist der Baum zu hoch, wird der Spi extrem bauchig und der Druckpunkt wandert nach achtern. Bei viel Wind sind starke Krängung und Luvgierigkeit die Folge. Die Pinne wird übermäßig gebogen und der Spi berührt fast das Wasser. Das Ruder zeigt hier starke Bremswirkung. Ist der Baum zu niedrig, verringert sich der Durchhang des Luvlieks und der Anschnitt wird rundlicher. Hoch am Wind fällt jetzt der Spi viel früher ein. Aus dieser Position erfolgt jetzt die optimale Höhe des Spibaums, in dem du langsam dem Niederholer lose gibst. Die Luvschot sollte hier so stark durchgesetzt sein, dass der Spibaum nicht oder nur gerade das Vorstag berührt. E.4) Schiften und Halsen. E.5) Setzen und Bergen des Spinnakers. |